Monatsandacht für Januar

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ (Markus 9,24)

Liebe Gemeinde,

was für eine schräge Jahreslosung für dieses neue Jahr 2020, oder? Klingt das nicht wie: „Mein Vorsatz für 2020 ist, nicht mehr zu rauchen – haben Sie mal eine Kippe?“ Es lohnt sich, in die Geschichte zu schauen, in der dieser Satz fällt, in Markus 9,14–29.

Drei Jünger hatten mit Jesus ein Erlebnis wie Heiligabend auf einem Berg, großes Glaubenskino. Und als sie wieder herunterkommen in die Mühen der Ebene, da finden sie die anderen Jünger im Streit mit einigen Leuten. Sie konnten einen offensichtlich an Epilepsie leidenden Jungen nicht heilen. Die Krankheit Epilepsie kannten die Menschen damals nicht, für sie war der Junge von einem bösen Geist besessen. Jesus ist verägert über seine Jünger und fragt den Vater des Jungen, was Sache sei. Der beschreibt die Krankheit und fragt Jesus, ob er nicht aus Mitleid helfen könne. Jesus antwortet etwas provozierend: „Ob ich helfen kann? Wer glaubt, dem ist alles möglich!“ Der Vater des Jungen sagt nun nicht etwas. Nein, er schreit es: „ICH GLAUBE, HILF MEINEM UNGLAUBEN!“

Jesus heilt dann den Jungen, wobei es zunächst so aussieht, als sei die Handlung missglückt und der Junge tot. Als Jesus später mit seinen ratlosen Jüngern allein ist, fragen die ihn, warum sie den Jungen nicht heilen konnten. Seine Antwort: „Böse Geister wie diese kann man nur durch Beten austreiben.“

Ich kann mich mit den unbeholfenen Jüngern gut identifizieren: Jesus scheint weit weg in anderen Sphären. Als Menschen in seiner Nachfolge versuchen wir, seinem Auftrag gerecht zu werden, Licht und Heilung in die Welt zu bringen. Wir versuchen es als Kirche und scheitern tagtäglich auf manchmal komische, manchmal tragische Weise daran.

Woran sind die Jünger gescheitert? Sie haben Jesus nicht gebeten, zu ihnen zu kommen, zu helfen. Sie haben es selbst versucht. Das hat sicher tragisch-komische Züge gehabt. Und dann streiten sie mit den Leuten, miteinander.

Wie werden wir unserem Auftrag als Gemeinde in und um Osnabrück im Jahr 2020 gerecht? Wenn wir mit unserem menschlichen Instrumentenkoffer anrücken (mal dieses, mal jenes Mittel, hier mal schütteln, da mal pieksen), wird es im besten Falle komisch, im schlimmsten tragisch. Unser Auftrag ist: Jesus hinzuzuholen: „Hilf uns hier in unserer Unbeholfenheit!“

Ein gutes, beholfenes neues Jahr wünscht Ihnen Jan-Henry Wanink