Monatsandacht für September

„Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.“ (Lukas 13, 30)

Liebe Gemeinde,

es ist eines der bekanntesten Jesusworte, das von den Letzten, die Erste sein werden, und Ersten, die Letzte sein werden. Im Deutschen ist es als „Volksweisheit“ so bekannt, dass schon weitgehend  vergessen ist, dass der Satz aus dem Neuen Testament stammt …

Aber auch im Neuen Testament ist es ein „frei schwimmendes“ Jesuswort, die Evangelisten ordnen es in ganz verschiedene Geschichten und Kontexte ein. So heißt es bei Markus: Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch:  Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt  in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten sein, die  die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind. (Mk 10, 28-31)

Bei Matthäus gibt es dieselbe Anordnung (Mt. 19, 27-30), aber ein Kapitel später finden wir das Wort auch als Abschluss des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg: Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. (Mt 20, 13-16)

Bei Lukas hingegen, also an „unserer“ Stelle, steht das Wort als Abschluss des Gleichnisses von der verschlossenen Tür: Sobald der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr  anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, wo ihr her seid. […] Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.

Was sagt uns das nun? Vielleicht, dass der Satz von den Ersten und den Letzten so sehr zu Jesus gehörte, dass die Evangelisten ihn einfach überall eintragen konnten. Seine Verkündigung vom Reich Gottes, das so ganz überraschend sein wird, so ganz anders tickt, als bei uns bisher üblich … sie mag auch uns zu denken geben. Die wir Religion auch am allerliebsten zur Bestätigung unseres guten Lebens nutzen. Jesus denkt da anders.

Herzlich, Ihr Pastor Steffen Tuschling