»Gestatten, mein Name ist … Johannes« – Predigt zum 3. Sonntag der Sommerkirche

Predigttext: Lukas 3,1–14

Es war im fünfzehnten Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus war römischer Statthalter von Judäa. Herodes regierte als Landesfürst in Galiäa…

Da rief Gott Johannes in seinen Dienst. Johannes war der Sohn des Zacharias und lebte in der Wüste.

Nun zog er durch die ganze Gegend am Jordan und verkündete den Menschen: „Lasst euch taufen! Ändert euer Leben! Gott will euch eure Schuld vergeben.“

Genauso steht es im Buch des Propheten Jesaja: „Eine Stimme ertönt in der Wüste: ‚Macht den Weg bereit für den Herrn, ebnet im die Straße, jede Schlucht soll aufgefüllt werden und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen. Was krumm ist, muss nun gerade werden und die unebenen Wege eben. Alle Welt soll sehen, dass Gott Rettung bringt.‘“

Die Menschen kamen in Scharen zu Johannes heraus, um sich von ihm taufen zu lassen. Er sagte zu ihnen: „Ihr Schlangen! Wie kommt ihr darauf, dass ihr dem bevorstehenden Gericht Gottes entgeht? Zeigt durch euer Verhalten, dass ihr euer Leben wirklich ändern wollt. Und redet euch ja nicht ein: ‚Abraham ist unser Vater!‘ Denn ich sage euch: Gott kann diese Steine hier zu Kindern Abrahams machen. Die Axt ist schon an die Baumwurzel gesetzt: Jeder Baum , der keine gute Fraucht trägt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“

Die Leute fragten Johannes: „Was sollen wir denn tun!“ Er antwortete ihnen: „Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keins hat. Wer etwas zu essen hat, soll entsprechend handeln.“

Es kamen aber Zolleinnehmer, um sich taufen zu lassen, die fragten ihn: „Lehrer, was sollen wir tun?“ Er antwortete ihnen: „Verlangt nicht mehr, als in euren Vorschriften steht.“

Es fragten aber auch Soldaten: „Und wir, was sollen wir tun?“ Johannes antwortete ihnen: „Misshandelt und erpresst niemanden und gebt euch mit eurem Sold zufrieden!“

Liebe Gemeinde!

So vertraut und bekannt uns auch Johannes der Täufer erscheint, gepredigt wird komischerweise wenig, selten über ihn. Ist er eine zu schwierige biblische Person? Seine Botschaft zu sperrig? Oder warum können trotz seines Bekanntheitsgrades so wenige etwas mit ihm anfangen?

Unsere diesjährige Sommerkirche bietet deshalb guten Anlass, uns einmal näher mit diesem Mann zu beschäftigen. Hat doch die heute katholische Kirche St. Johann hier in Osnabrück ihren Namen nach ihm bekommen. Johannes der Täufer ist ihr berühmter Namenspatron. Und in der Kirche finden Sie auch einige Abbildungen von ihm auf dem Hochaltar oder eine Sandsteinfigur im Chorraum. Und unsere Kirche St. Johann oder Johanniskirche in Osnabrück ist nur eine von unzählig vielen katholischen wie auch evangelischen Kirchen, die nach Johannes benannt worden sind. In Deutschland allein mögen es ei ein paar Hundert sein.

Ja, und auch sonst ist dieser so merkwürdige Mann, von dem wir gar nicht genau wissen, wie wir ihn eigentlich sehen und als was wir ihn bezeichnen sollen, komischerweise immer noch präsent bei uns – oft ohne dass wir es wissen.

Denken wir zum Beispiel an den sogenannten Johannistag, dessen Name sich ja auch von Johannes ableitet: der 24. Juni. Der Johannistag: Ein Tag, den wir kennen – allerdings hat das wohl weniger mit dem Täufer Johannes zu tun, als mehr mit dem bei uns allseits so beliebten Spargel. Anders als bei vielen anderen Gemüsen wird bei Spargel nämlich immer noch darauf geachtet, dass der Spargelstich mit dem 24. Juni oder doch ganz zeitnah dazu aufhört. Spargelsilvester sagen manche Leute deshalb. In früherer Zeit wusste man auch noch um den Rharbaber, den man nach dem 24. Juni nicht mehr ernten sollte wegen des zu hohen Säuregehalts, und um die Heuernte, bei der der letzte Schnitt spätestens bis zum Johannistag erfolgt sein sollte. Das Johanniskraut blüht um diese Zeit, und auch die Johannisbeeren in unseren Gärten sind nun reif. Überhaupt: die Ernte beginnt.

Aber unsere Gesellschaft ist keine bäuerliche mehr – hier in der Stadt schon gar nicht und auch in den ländlichen Regionen nimmt der Anteil der Menschen, die mit der Landwirtschaft und der Ernte zu tun haben, immer mehr ab. Leider!

Bleibt uns also der Spargel, den wir alle so gern essen. Was haben der Spargelstich und der Johannistag aber überhaupt mit dem Täufer zu tun? Und wieso kam es dazu, dass gerade der 24. Juni zum Johannistag wurde, dem Gedenktag für den Täufer Johannes – es ist übrigens der einzige katholische Gedenktag, der sich auf die Geburt eines „Heiligen“ bezieht und nicht auf seinen Todestag. Das wusste ich vor meiner näheren Beschäftigung mit ihm auch noch nicht.

Johannistag – das ist der Tag, mit dem in Skandinavien die Mittsommernacht gefeiert wird. Die kürzeste Nacht und der längste Tag – und die, die in dieser Zeit schon mal dort oder auch in St. Petersburg im Urlaub waren, wissen um die berühmten „Weißen Nächte“ (nördlich des Polarkreises) und um die ganze Nacht kaum untergehende Sonne. Dostojewski erzählt in verschiedenen Romanen davon.

Johannes der Täufer kommt sechs Monate vor Jesus zur Welt. Er ist das Kind von Zacharias und Elisabeth, der Cousine von Maria, der Mutter Jesu. Seine Eltern waren bei der Geburt schon sehr alt. Deshalb auch wohl sein Name, der bedeutet „Gott ist gnädig“.

Dass Johannes geboren wird, ist ein Wunder – genauso wie bei Maria, die Jesus geboren hat. Als der Engel zu Maria kommt und ihr die Geburt Jesu ankündigt, ist Elisabeth im sechsten Monat schwanger. Weil Johannes sechs Monate älter ist als Jesus, ist der Johannistag genau ein halbes Jahr vor dem Heiligen Abend – am 24. Juni also.

Spätestens jetzt, da die Sonne im Zenit steht, da die längsten Tage des Jahres angebrochen sind, der Sommer also voll und rund ist – auch wenn man das leider in diesem Jahr noch nicht so richtig merken konnte – nimmt er auch schon wieder ab. Mitten im vollen prallen Leben sozusagen nimmt er sich gleichsam schon wieder zurück. Passend dazu lässt der Evanglist Johannes – nicht zu verwecheln mit Johannes selbst – den Täufer sagen: „Er (Jesus Christus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Johannes 3,30)

Das antwortet Johannes seinen Jüngern, die auch er genauso wie Jesus hatte, auf deren entsetzte Feststellung: „Meister, siehe, der andere, der bei dir war jenseits des Jordans, siehe, der tauft und jedermann kommt zu ihm.“ Sie wittern Konkurrenz – was wird aus dem Prediger in der Wüste, der zu Buße und radikaler Lebensänderung aufruft, zu dem bisher ganz Judäa und ganz Jerusalem kam, wie der Evangelist Markus sagt.

Abgemeldet? Ein anderer Täufer und die eigene Anhängerschaft schrumpft. Ein neues Licht am Horizont auf dem damals schon wie heute so großen und weiten Markt der Religonen und Sinnabgebote? Oder sollte man besser sagen: Auf dem Markt des Lebens? Angst und Phantasie regiert die Johannes-Jünger: Was sollen wir tun? Und: Können wir noch mithalten mit dem, was dieser Neue da zu bieten hat. Denn ehrlich – sie waren sich auf einmal nicht mehr sicher, ob das wirklich ein Angebot ist, das Johannes den Leuten da macht.

Und was würden wir heute sagen im aufgeklärten Europa 2016? Nun, seine Nahrung würden wir nicht gerade als Delikatesse bezeichnen: Heuschrecken und wilder Honig, mit so spärlicher Kost kämen wir wohl nicht weit. Und so ganz entspricht das auch nicht unseren heutigen Wünschen nach alternativer guter Ernährung. Seine Kleidung hingegen, ein Kleid/Gewand aus Kamelhaaren, ein Naturprodukt, könnte noch heute sogar als modisch und und ökoloisch wertvoll produziert durchgehen. Tja, und Aus-Zeiten, Aussteigen ist heute durchaus attraktiv für manche, aber eher für eine Woche oder zwei im Urlaub, aber doch nicht so wie er, als Eremit, auf das Äußerste begrenzt in der Wüste lebend.

Was ist das bloß für einer gewesen, dieser Johannes, der da als Prophet durch Judäa zieht und unermüdlich zum Umdenken und zur Umkehr, zu Besinnung und Neubeginn aufruft? Was ist das für einer, der eine Gesinnung anmahnt, die das gestörte Verhältnis zu Gott in Ordnung bringt und die Gemeinschaft mit anderen wiederherstellt, die Nächstenliebe im Blick hat und das faire Umgehen miteinander? Ist er ein Aussteiger, der erste Ökofreak, den wir kennen, ein Sonderling oder ein Verrückter so wie viele andere damals und heute auch noch. Oder ist er jemand ganz anderes – viel mehr…

Er selbst bezeichnet sich als Vorläufer, als Wegbereiter.  Er ist der Rufer in der Wüste „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet die Straße.“ Das, wozu er als dieser Vorläufer aufruft, nennt die Bibel Buße.
Als deren Zeichen tauft Johannes die Menschen mit dem Wasser des Jordans. Und er gebraucht markige Worte: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gesagt, dass ihr dem bevorstehenden Gericht Gottes entgeht? Zeigt durch eure Taten, dass ihr euch ändern wollt! Die Axt ist schon angelegt… Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Lukas 3,7)

Solche Worte machen uns den Zugang zu Johannes nicht eben leichter, nicht wahr? Wer will so etwas schon hören – damals oder heute – kein großer Unterschied. Fragen wir also noch mal: Was wissen wir von Johannes – außer dass er der Cousin von Jesus ist sozusagen und sechs Monate vor ihm auf die Welt kommt?

Einige Zeit lebt Johannes in der Wüste. Die Wüste wird zu einem Ort des Neubeginns. Ein wichtiger Hinweis. Ich merke ihn mir. Zur Zeit des Propheten, dessen Wirken in der Öffentlichkeit etwa auf das Jahr 28 datiert wird, ziehen viele Prediger mit den abstrusesten Lehren durchs Land. Johannes aber spricht mit besonderer Dringlichkeit. Die Kraft seiner Botschaft und seines Taufaktes ist groß. Er sagt den Menschen Vergebung der Sünden durch die Taufe statt durch Opfer im Tempel zu. Dabei baut er auf die eher großzügigen Grundsätze des jüdischen Gesetzes als auf die strenge Gesetzlichkeit der Schriftgelehrten. So wird er allerdings schnell zum Außenseiter – von seinem sonderbaren äußerlichen Auftreten mal ganz abgesehen. Aussenseiter, Sonderlinge sind im Allgemeinen nicht sehr beliebt. Und der Vorwurf der religiösen Unterwanderung des Gängigen greift – schnell hat man ihn in in eine bestimmte Schublade gepackt.

Doch Johannes versteht sich anders: als Wegbereiter, als Vorläufer. Es werde einer nach ihm kommen, der stärker sei als er. Der werde zu Ende bringen, was er selbst begonnen hat. Ein Hinweis auf Jesus, der sich später auch von Johannes taufen lässt. Nicht immer ist Johannes sich dessen später sicher. Man sieht es an seiner Frage an Jesus: Bist du es, auf den wir warten sollen? Bist du wirklich der Heilsbringer, der die Vergebung lebt und zuspricht?

Als Johannes später in Galiläa lehrt, wird er vom Vasallenkönig Herodes Antipas verhaftet. Der hat sich in seine Schwägerin Herodias verliebt und heiratet sie. Ein Verstoß, den der Prophet öffentlich anklagt. Was den Hass der Gattin schürt und Johannes ins Gefängnis bringt. Und die Herodias benutzt ihre Tochter Salome schließlich, um den Täufer umbringen zu lassen. Sich mit den Mächtigen seiner Zeit anzulegen, endet für Johannes tödlich. So viel zu seiner Person – ermittelt aus dem biblischen Zeugnis der verschiedenen Evanglisten.

Was aber machen wir für uns nun mit diesem Johannes? Was ist er: Vorläufer und Wegbereiter für Jesus, wie er es selber sagt? Bedeutet das, wenn ich aus aktuellem Anlass an dieser Stelle mal die Begrifflichkeit vom Fußball aufnehmen darf, er ist nur der Zweite, also der Verlierer? Für den in der zweiten Reihe interessiert sich am Ende keiner mehr? So ist es beim Fußball wenigstens – und mal sehen, wie es heute Abend ausgeht – wer wird Verlierer und wer Gewinner sein? Ist das bei Johannes und Jesus genauso – nur dass da der Ausgang von Anfang an klar ist und Johannes das auch selber weiß? Hatte Jesus sozusagen die bessere, die eigentliche Botschaft – oder ist es vermessen und aus theologischer Sicht völlig unangebracht und geradezu verwerflich, so zu fragen?

Ich möchte Johannes verstehen lernen, ihn einordnen können. Und, wenn man so will, mich nicht um den Täufer herumdrücken, sondern eine Botschaft von ihm mitnehmen können. Nur welche?

Johannes ruft auf zur Umkehr, zur Buße, zum Neubeginn. Da kann man sich natürlich auf den Standpunkt stellen: Schön und gut. Aber was hat das alles mit mir zu tun? Habe ich Umkehr überhaupt nötig? Führe ich nicht ein einigermaßen anständiges Leben und versuche ich nicht, als Christ oder Christin in dieser Welt zu leben? Die Worte von Johannes haben andere doch viel nötiger, wo etwas wirklich im Argen liegt, wo dringend Vergebung der Sünden, überhaupt erst mal eigene Beschäftigung mit den Sünden und Verfehlungen angesagt wäre – im Persönlichen und in den großen Zusammenhängen auch. Wie wäre es zum Beispiel mit den tollen Politikern in Großbritanien, die erst lauthals schrien und sich jetzt scheinbar mit tollen Gründen aus der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung ziehen. Und das ist nur ein Beispiel. Ich merke, auf dieser Schiene komme ich mit Johannes nicht weiter. Welche Botschaft könnte er für mich haben, für uns hier?

Johannes benutzt, ja man könnte fast sagen: Er lebt ein Bild. Ein Bild, mit dem ich durchaus etwas anfangen kann, das der Wüste nämlich. Und Johannes ist radikal – in seinem Tun, seinem Reden, seinem ganzen Leben. Wissen Sie, wo das Wort „radikal“ eigentlich herkommt? Vom lateinischen Radix, übersetzt „Wurzel“. Johannes also geht an die Wurzeln. Es geht um mehr als die Lebensoberfläche, die schönen Lebensäste. Johannes fragt: Wie und wo bist du eigentlich verwurzelt? Was trägt und hält dich, wenn es darauf ankommt? Und dann weist er auf den einen, auf den es ankommt: nämlich Jesus Christus.

Auf dem Isenheimer Altar in Colmar ist deshalb Johannes der Täufer unter dem Kreuz stehend mit einem doppelt so großen Zeigefinger wie normal dargestellt. Er weist auf Christus. Nur bei ihm, nur bei Gott gibt es Vergebung, Rettung, Neuanfang, Hoffnung und Zukunft – und zwar besonders dann, wenn es darauf ankommt. Wurzeln eben!

Der Ort, an dem das sichtbar wird, ist die Wüste. Ein Bild auch für uns. Denn Wüstensituationen der verschiedensten Art kennen wir: Zeiten der Krankheit oder der Trauer, Schwierigkeiten im Beruf oder in der Familie, nach außen manchmal gar nicht so schnell zu sehen – so schön verdecken die Blätter der Lebenäste Ängste, Sorgen, Nöte, Schuld. Es gibt wohl kein Leben, in dem es nicht auch Krisen gibt, und Krisen gehen an die Wurzeln. In der Wüste wird erst recht deutlich, was ein Mensch zum Leben braucht und was nicht und auch was tröstet und hält.

„Tut Buße“, sagt Johannes nach Luther. „Ändert euer Leben“, übersetzt die Basisbibel. Man könnte auch frei übersetzen: Öffne dein Leben dafür, dass Gott kommen kann. Es geht nicht um einen Negativkatalog wie bei einem Bussgeldkatalog, den es für alles mögliche ja gibt. Dieses alte Wort Buße birgt in sich auch einen positiven Klang, den wir kaum hören, ja erst einmal wieder entdecken müssen – zwischen all dem, was gern bei Buße gedacht wird: vom Knöllchen für zu schnelles Fahren bis zum Bußfasten der katholischen Kirche oder den Bußgeldern verschiedenster Art bei Gericht und nicht zuletzt „dem Buße tun“ in Form von soundsoviel Vater-Unser oder gar bis zu Selbstgeisselungen, wie es manche religiöse Gruppen bis heute praktizieren. All das meint Johannes nicht! Wenn das Zeichen der Buße die Taufe ist, die sogar Jesus selbst von Johannes empfängt, dann zeigt sie uns den liebenden, den gnädigen Gott. Dann bedeutet das: Gott, ich vertraue dir und lasse mich ganz und gar in deine Arme fallen, mit allem, was mich belastet.

Wer das wagt, der erlebt etwas sehr Schönes. Ein tiefes Verwurzeltwerden, ein Gehaltensein, eine frohe Verbindung zu Gott und zu Jesus Christus. Jesus selbst hat einmal gesagt: „Wenn jemand so Buße tut, dann ist sogar ein Freudenfest im Himmel, dann jubeln die Engel“.

So verstanden kommt mir dieser komische Prophet und Vorläufer Johannes ein gutes Stück näher, oder besser gesagt: Komme ich seiner Botschaft näher und kann dann auch hören, was er laut Predigttext so radikal sagt. Schaut auf euren Weg und das, was ihn ausmacht, und achtet darauf, wie ihr euch verhaltet und ob das wirklich im Sinne Gottes und seines Sohens Jesus Christus ist. Und ich höre Johannes, wenn er konsquent fragt: Wie verhaltet ihr euch und was hat das für Konsquenzen?

Damit bin ich wieder bei den letzten Sätzen des Predigttextes. Sie erinnern sich, die verschiedenen Leute fragen, was sollen wir tun. Und Johannes‘ Antworten sind sehr konkret: das Hemd teilen und die Güter des Lebens, abgeben, nicht alles für sich beanspruchen, nicht misshandeln, erpressen usw. Ganz schön aktuell, nicht wahr? Mir fallen sofort einige Dinge ein, die anders werden müssten. Das könnte so heute noch in der Zeitung stehen als sozialpolitische Forderung und Herausforderung.
Da sage noch jemand, die Bibel sei nicht aktuell und konkret. Sie ist vielleicht konkreter und radikaler, als uns manchmal lieb ist.

Darum, von Johannes nehme ich mit: Bei Gott gibt es einen neuen Anfang – gerade in den Durst- und Wüstenstrecken des Lebens, sogar da, wo man vorher noch keinen Weg sieht. Und: Der alte Weg muss nicht bleiben. Gott hat in Jesus Neues begonnen – zum Glück. Gott hat etwas mit uns vor. Er wartet auf unser Tun, wenn wir mit seiner Liebe und Vergebung beschenkt werden. Der Weg nach vorn ist immer offen. Er ist nicht immer leicht und führt uns immer wieder an Punkte, wo wir uns, unser Reden und Tun, hinterfragen müssen. Aber es ist der Weg, der zugleich immer in Gottes Arme, in sein Licht führt, von dem wir in diesen hellsten Tagen des Jahres so gern singen. Gott läßt es leuchten für uns – und das nicht nur in dieser schönen Sommerzeit.

Amen.

Pastorin Ilse Landwehr